tilt - Wehrpflicht, Zwangsdienste, Militär

 

Pazifismus per Stimmzettel

Murren im Dienst, Zwischenrufe in Uniform - was den Soldaten der Bundeswehr normalerweise streng verboten ist, wurde einer 1100-Mann-Truppe jüngst ausdrücklich befohlen. Märkische und Berliner Rekruten rückten in vollem Wichs in den Berliner Reichstag ein. Kampfauftrag: Test der Beschallungsanlage des neuen Plenarsaals mittels Simulation einer lebhaften Debatte. Feindbild: Jenes Schall-Chaos, das 1992 den Bonner Parlamentsneubau zehn Monate lang lahmgelegt hatte. Mit tüchtigem Grummeln, Rufen und Fläzen bemühten sich die kurzhaarigen Jungs, den Abgeordneten zu markieren - doch irgendwie war's das nicht. Wir wissen warum: Zum richtigen Politikerdasein gehört nicht nur das Erlernen inhaltslosen Blablas - wer im Bundestag sitzen will, muß auch gewählt werden. Panzergrenadiere auf Wahlkampftour, Bataillone auf der Landesliste, Flotillenadmiräle als Direktkandidaten - das brauchen wir. Damit die Soldateska allen beweist, daß es noch Peinlicheres als Politiker gibt. Und damit es endlich wieder einen Grund gibt, Rot-Grün statt Oliv-Grün zu wählen. Grandios wird die Bundeswehr an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern und von der Bildfläche verschwinden. Und selbst wenn die Militärs auf sechs, sieben Prozent kämen - kein Problem. Einfach in die Koalition aufnehmen. Der Rest (völlige Selbstaufgabe und Leugnung aller ursprünglichen Ziele) erledigt sich von selbst. So einfach ist Pazifismus per Stimmzettel. So einfach wie Militarismus durch grüne Regierungsbeteiligung. Hey da, nicht murren, Joschka!

 

[ ] [ Home ] [ Impressum ] [ Mail ]

© tilt