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Wer schützt und vor der Bundeswehr?

Der Wachdienst!

Bundeswehrspielszene Insert "Schulungsvideo Bundeswehr"

Dialog:
"Tag Manfred. Na geht's wieder auf Tour? Hast dein Fahrbefehl dabei?"
"Ja. Wie du siehst mach ich wieder einen kleinen Ausflug."
"Na dann: Guten Flug."

Fürwahr eine starke Truppe. Wenn sie denn wacht. Doch Wache schieben gehört heutzutage kaum noch zum Soldatenalltag. Als wir die Berliner Julius-Leber-Kaserne besuchen wollen, finden wir am Tor einen gewerblichen Wachdienst. Auf unsere Frage, warum sie hier stünden und ob es ihnen nicht komisch vorkäme, die Bundeswehr zu bewachen, antworteten die Wachmänner befohlen humorlos:

Wachmann: "Tut mir leid. Kein Kommentar. Nein, ich sage auch nichts dazu." Auch der Kollege kennt den Text zweiter Wachmann "Keine Auskunft."

Die Truppe, die Deutschland bewachen soll, muß tatsächlich selbst bewacht werden. Und zwar von gewerblichen Wachdiensten.

In der Kaserne sind etwa 800 Soldaten untergebracht. Feldjäger, Sanitäter, ein eigenes Musikchor und – ein Wachbatallion mit etwa 600 Soldaten. Natürlich bewacht auch das Wachbatallion die Kaserne nicht, der Name täuscht: Diese Soldaten sind im großen und ganzen nicht zum Wachen, sondern zur Zierde da. Sie zieren den Weg von Staatsgästen, oder wenn gerade keiner kommt, den Kasernenhof. Eben um das Zieren zu üben.

Selbst den Soldaten kommt das irgendwie merkwürdig vor. Ehemaliger Soldat: "Ich war hier sieben Monate in der Kaserne als Soldat und wie man sieht wird die Kaserne von einem privaten Wachschutz bewacht, obwohl ich denke, daß die Kaserne auch von normalen Soldaten bewacht werden könnte, zumal die Kaserne ein großes Wachbatallion hat und eigentlich denke ich, daß die Steuergelder nicht für solche Zwecke verwendet werden bräuchten."

Allein die private Bewachung dieser einen Kaserne kostet jährlich 1,3 Millionen. Doch in ganz Deutschland werden 560 Bundeswehrobjekte ganz oder teilweise von gewerblichen Sicherheitsfirmen geschützt. Kosten für den Steuerzahler im vergangenen Jahr 442 Millionen, in diesem Jahr 425 Millionen und auch im nächsten Jahr soll es wieder teuer werden: und zwar 445 Millionen Mark teuer.

Begründung aus dem Verteidigungsministerium: Um an den Waffen ausgebildet zu werden, reiche der kurze Wehrdienst so gerade aus. Von der knappen Dienstzeit sind maximal zwanzig Tage für Wache schieben vorgesehen. Die Ausbildungszeit sei ohnehin schon kurz. Doch vor Ort sieht das dann manchmal ganz anders aus.

ehemaliger Soldat "Ich bin der Meinung, die Zeit ist auf jeden Fall vorhanden. Die Soldaten hängen manchmal auf ihren Stuben rum und wissen nicht, was sie tun sollen. Ich denke schon, daß sie die Zeit hätten, Wache zu schieben."

Übrigens neben der halben Milliarde für privaten Wachschutz, gibt das Verteidigungsministerium noch einmal rund 300 Millionen jährlich für bei der Bundeswehr angestellte Zivilwachen aus. Unglaublich, aber FAKT.

FAKT (mdr), Sendung vom 20. Oktober 1997

Bericht: Frank Wolfgang Sonntag

 

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