Dokument:
Basiserklärung des "Freundeskreises Wehrdiensttotalverweigerer/innen"
Wir wollen uns unserer politischen Verantwortung hier und heute bewußt sein und sie
wahrnehmen. Wir verweigern den militärischen Dienst, die ihm entsprechenden Dienste und
bestehende Formen des Ersatzdienstes. Diese Entscheidung zur Totalverweigerung vertreten
wir in der Öffentlichkeit.
Uns eint die Ablehnung erzwungenen bedingungslosen Gehorsams, die Ablehnung der
vielfältigen Formen der Intoleranz, Gewalt und Starrheit sowohl in den gesellschaftlichen
Strukturen als auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir meinen, daß die Praxis
der Wehrpflicht ein Ausdruck der jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Wirklichkeit ist.
Uns treibt die Sorge um den Frieden angesichts einer sich totrüstenden Welt. Wir
mißtrauen der Fähigkeit von Regierenden, die alten Mechanismen zu durchbrechen. Wir
erleben die Ohnmacht der Regierten, daß der Einzelne übersehen wird, sein Gewissen,
seine Entscheidungsfähigkeit und sein Recht auf Mitgestaltung ignoriert werden. Wir sind
überzeugt davon, daß der Frieden nicht mit den Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden
kann und die Erfahrung lehrt uns,
- daß die Aktion des Einzelnen nicht genügt, um etwas zu verändern,
- daß sachliche, aktuelle Information befreiend wirkt,
- daß Solidarität untereinander stärkt,
- daß Angst und Passivität lähmen.
Deshalb wollen wir:
- Aufklären und informieren über die verhängnisvollen Verflechtungen von
militärischen, wirtschaftlichen und gesamtkulturellen Ansprüchen, Meinungen,
Gewohnheiten,
- uns selbst informieren über mögliche Formen der Lebensgestaltung,
- gemeinsam gewaltfreie Methoden der Konfliktlösung üben und ihre allgemeine
Anwendbarkeit erproben,
- füreinander Gesprächspartner sein, um uns Entlastung in Ängsten zu gewähren, um
einander vor Kurzschlußreaktionen zu bewahren,
- potentielle Verweigerer aus ihrer Isolation zu befreien und sie bei ihrer
Entscheidung begleiten,
- uns gegen alle die Gesellschaft militarisierenden Aktivitäten wenden,
- eigenverantwortlich für friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft und zwischen
den Völkern eintreten und internationale Begegnungen suchen,
- uns für die uneingeschränkte Anerkennung des Menschenrechts auf Verweigerung aller
Kriegsdienste einsetzen.
Wir hoffen auf das lebendige Gespräch untereinander, daß es Phantasie freisetzt,
Angst vertreibt und Hoffnung weckt für uns und andere!
Berlin, 7. November 1987
(überarbeitet am 2. Februar 1991 auf der Vollversammlung Dresden)