Dokument:
Internes Gesprächsmaterial des Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer (FWTV)
(Auszug/Beispiel:)
"Meine Abneigung gegenüber der Armee wurde auch dadurch bestärkt, daß die
Lehrer in der Schule, die uns unterdrückten und uns jede Art selbständigen Denkens
verwehrten, für den Armeedienst warben. Waffenträger zu werden, hätte bedeutet, mich
diesen ungeliebten Menschenformern zu unterwerfen.
Ich ließ mich als Bausoldat mustern. Allerdings war ich mit diesem Entschluß nicht
zufrieden. Ich war damit immer noch Soldat und würde militärischen Zwecken zu Diensten
sein. Man würde mich meiner Freiheit berauben. [
] Das machte mich zornig. Ich
ahnte, daß ich ein deutlicheres Zeichen setzen mußte.
In dieser zeit erfuhr ich, daß sich mein Vater freiwillig zur SS gemeldet hatte und
bis zum bitteren Ende mitmarschiert war. Nach seiner Flucht aus amerikanischer
Gefangenschaft wurde er rehabilitiert und hat es als Mitglied der SED bis zum
Betriebsleiter gebracht.
Von da an war für mich völlig klar, daß ich mit diesem Erbe niemals freiwillig
Befehle entgegennehmen kann, mich keiner Dienstpflicht unterordnen kann. Der Befehl steht
wider die freie Entscheidung des menschlichen Gewissens und gaukelt dem Befohlenen vor,
für seine Taten und Schandtaten keine Verantwortung zu tragen [
]
Ich beschloß, den Wehrdienst total zu verweigern. Allerdings habe ich fünf Jahre
gebraucht, meine Angst zu überwinden, diesen Entschluß schriftlich zu fixieren und als
Erklärung an die militärischen Autoritäten abzugeben."