Rüstungssplitter
Deutsche Leos nach Chile
120 Kampfpanzer des Typs Leopard I sollen den Besitzer wechseln:
Die kanonierten Blechdosen stammen aus Bundeswehrbeständen und sollen in Zukunft in Chile
herumgurken. Eine Voranfrage Chiles war vom Bundessicherheitsrat positiv beschieden
werden, Die Regierung findet, die Lieferung bedeute keine Wende in der
"restriktiven" Rüstungsexportpolitik Deutschlands.
Deutsche Schiffe für Malaysia
Die Deutschen rüsten nicht nur die Marine Indonesiens hoch,
sondern auch die des Nachbarlandes Malaysia. Diesmal sollen aber nicht alte NVA-Schiffe
verhökert werden, sondern neue Schiffe gebaut werden. Den Auftrag haben die
Rüstungsschmieden Blohm & Voss, die Howaldtswerke/Deutsche Werft AG, Thyssen und
Ferrostahl an Land gezogen. Sechs der insgesamt 27 Küstenschiffe im Wert von 1,35
Milliarden Mark sollen erst einmal nicht in Deutschland, sondern in Malaysia gebaut
werden. Rüstungsexporte sichern Arbeitsplätze in Deutschland? Von wegen!
Raketen an den Irak
Vier deutsche Manager stehen momentan wegen Raketenlieferungen an
den Irak vor Gericht. 60 Rüstungsexporte im Wert von rund 8,5 Millionen Mark sollen die
Manager zweier Firmen in Neu-Isenburg zu verantworten haben. Die beiden Firmen hatten
illegal Anlagen zum Abschuß von Scud-Raketen an den Irak geliefert. Außerdem sollen sich
die Manager eine Hermes-Bürgschaft 715 000 Mark erschlichen haben. Die Männer müssen
mit Haftstrafen von bis zu drei Jahren rechnen.
Dasa wird noch fetter
Die Dasa, einer der ganz großen im deutschen Rüstungsgeschäft,
hat sich noch einmal einen fetten Unternehmensbrocken an Land gezogen: Siemens verkauft
seinen Bereich "Verteidigungselektronik" für 1,2 Milliarden Mark an ein
Konsortium aus Dasa und British Aerospace. Selbst ohne Flugzeugbau, Hubschrauber und
militärische Antriebe macht die Dasa jetzt schon mit 8500 Mitarbeitern einen
Rüstungsumsatz von 2,7 Milliarden Mark und gewinnt mit dem Siemens-Coup noch einmal einen
Umsatz von 1,2 Milliarden Mark und 3800 Mitarbeiter dazu. Durch die rückläufigen
Rüstungsetats ergibt sich im "Militärisch-Industriellen Komplex" ein immer
stärkerer Trend zur Konzentration.
Lkws nach Algerien
Offene und verdeckte Rüstungsexporte nach Algerien hat die
Bundestagsfraktion der Grünen kritisiert. 50 Sattelzugmaschinen des deutschen
Maschinenbau-Konzerns MAN sind von Hamburg aus nach Algerien verschifft worden. Die
algerischen Militärs dürfen sich über Maschinen freuen, die auch Panzer schleppen
können. Bei den Zugmaschinen handelt es sich um typische Dual-use-Güter, deren Export
sogar das Bundesausfuhramt genehmigt hat, weil keine spezielle militärische Konstruktion
festgestellt wurde.
Giftgas für Libyen
Sie lieferten Bauteile für eine Giftgas-Fabrik in Libyen, jetzt
müssen sie ein paar Jahre in den Bau: Detlev Crusius und Udo Buczkowsky hatten
Prozeßrechner und Schaltschränke nach Libyen geliefert, die dort für die
Giftgasproduktion eingesetzt wurden. Sie hätten wissentlich gegen das
Außenwirtschaftsgesetz verstoßen und Material zur Herstellung einer
Massenvernichtungswaffe geliefert, hieß es in der Urteilsbegründung. Die beiden hatten
mit dem Deal einen Reingewinn von 11,9 Millionen Mark gemacht. Jetzt müssen sie vier
Jahre und drei Monate bzw. drei Jahre und sechs Monate hinter Gitter.
Atomversuche in den USA
Die USA setzten ihre Quasi-Atomtests fort: In Amerika werden
sogenannte subkritische Test unternommen, bei denen Plutonium mit konventionellem
Sprengstoff zur Explosion gebracht wird, es aber nicht zu einer Kettenreaktion kommt. Die
daraus gewonnenen Daten werden später in Computersimulationen verwendet. Kritiker sehen
in den Explosionen einen Verstoß gegen das Atomtest-Verbot. Gleichzeitig bauen die
Amerikaner einen Superlaser, mit dem Kernfusionen auf kleinstem Raum simuliert werden
sollen. Damit wollen sie testen, ob und wie Atomwaffen altern und ob sich die
Atomwaffenvorräte der USA in einem schlechten Zustand befinden. Kritiker glauben, der
Laser diene vielmehr dazu, neuartige Nuklearwaffen zu entwickeln.
Krieg der Sterne
Das US-Verteidigungsministerium hat einen Test erlaubt, bei dem
ein US-Satellit mit einem Laser beschossen werden soll. Man will damit erproben, inwieweit
sich militärische Satelliten vor Laser-Angriffen schützen lassen.
Spin-off durch Rüstung?
Vielgepriesen: Angeblich ist der Krieg der Vater aller Dinge.
Militärische Entwicklungen, heißt es, brächten auch einen Technologieschub für zivile
Nutzungen mit sich. Spinn-off heißt das im Technokratenjargon. Stimmt aber gar nicht.
Vielmehr gibt es nach einer internen Studie des Verteidigungsministeriums einen
Spinn-in-Effekt. Die Untersuchung besagt, daß "der gesamte Bereich der
militärischen Fahrzeuge zunehmend durch die modernen Entwicklungen im zivilen Fahrzeug-
und Flugzeugbereich beeinflußt" wird. Und: "Zivile Forschungs- und
Entwicklungsergebnisse lassen sich in vielen Fällen mit relativ geringem Aufwand an
militärische Erfordernisse anpassen und machen wehrtechnische Sonderentwicklungen
weitgehend überflüssig." Von den rund drei Milliarden Mark für die Wehrforschung
fließen fast 94 Prozent in eben diese Sonderentwicklungen, die tendenziell überflüssig
wären, wenn zivile Techniken militärisch umgesetzt würden. Grüß Gott, Herr Waigel.
USA: Neuer Tarnkappenbomber als Kriegs-Einsteigermodell
Das neue amerikanische Kampfflugzeug vom Typ F 22 kann jedes Kind
bedienen. Testpilot Paul Metz, der jetzt die Maschine probeflog: "Wer eine Cessna
fliegen kann, kann auch diese Maschine fliegen. Man dreht einfach den Schlüssel rum und
zieht in den Krieg." Prost Mahlzeit.
Die Anschaffung von 339 dieser Flugzeuge ist allerdings im amerikanischen Kongreß
stark umstritten. Das Teil sollte ursprünglich 71 Millionen Dollar pro Stück kosten -
nach neuesten Berechnungen sind es jetzt 183 Millionen Dollar. Dagegen ist der Eurofighter
eher preiswert zu nennen
Schwarzer Adler stärkt Rußlands Panzertruppe
Rußland hat einen Kampfpanzer entwickelt, der westlichem
Kriegsgerät deutlich überlegen sein soll: Der "Schwarze Adler" soll das
Rückgrat der russischen Panzer-Einheiten des 21. Jahrhunderts werden. Der Tank kann mit
seinem Bordgeschütz sowohl Raketen als auch Propellergranaten abfeuern - gegen ihn sieht
selbst der Leo II ziemlich alt aus.
Neue Atomraketen für königlich-britische Untergrundmarine
Die britische Regierung will sieben neue Atomraketen für ihre
Unterseeboote beschaffen. Die Anschaffung der Atomwaffen kostet fast 100 Millionen Mark.
Insgesamt sind damit 58 britische Nuklearraketen auf U-Booten stationiert.
USA: Vorerst kein Stealth-Schiff
Die US-Marine hat ihre Pläne für den Bau eines
Tarnkappen-Schiffes wegen Geldmangels vorerst zurückgestellt. Das Schiff sollte flach
gebaut sein, einen geringen Tiefgang haben und mit Dutzenden unterschiedlicher Raketen
bestückt sein. Außerdem sollte das experimentelle Kampfschiff mit der
Stealth-Technologie maskiert werden, die bisher nur bei Flugzeugen verwandt wird und die
Objekte für Radarschirme praktisch unsichtbar macht. Die fünf bis sechs Expemplare der
Wunderwaffe zur See, die jeweils 930 Millionen Mark gekostet hätten, werden nun vorerst
nicht gekauft.
Dieser Text wurde der tilt-Ausgabe 4/97 entnommen.